Kingdom Come: Deliverance im Test - Verdiente Absolution

Im Nachtest zu Kingdom Come nehmen wir dem mittelalterlichen Rollenspiel die Beichte ab und prüfen, wie viele Sünden seit Patch 1.4 noch im Spiel verbleiben.

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Kingdom Come: Deliverance startete mit einigen Problemen. Doch in zwei Monaten hat sich einiges getan. Kingdom Come: Deliverance startete mit einigen Problemen. Doch in zwei Monaten hat sich einiges getan.

Ja, wer will, kann meckern. »Wieso erscheint Kingdom Come: Deliverance in so einem unfertigen Zustand?« »Bei mir ruckelt das Ding und mein Pferd bleibt im Zaun stecken!« »Das ist eine Beta und kein fertiges Spiel!« »Wie ist das Schlösserknacken durch die QA gekommen?« »Warum gibt's da jetzt Lootboxen?!«

Okay, beim letzten Punkt können wir Entwarnung geben. Die Lootboxen waren nur ein alberner Aprilscherz, der zeitgleich zum Patch 1.4 von Entwickler Warhorse veröffentlicht wurde.

Und diese Patch-Releases sollte man beim Meckern im Blick behalten: Nachdem Kingdom Come zum Launch im Februar mit so vielen Bugs auf den Markt kam, dass wir im ursprünglichen GameStar-Test fünf Punkte abwerten mussten, haben die Entwickler in den zwei folgenden Monaten im Prinzip ununterbrochen an der Wiedergutmachung ihrer Bug- und Performance-Sünden gearbeitet.

Für das Ergebnis würde wahrscheinlich selbst ein mittelalterlicher Benediktiner-Abt Ab(t)solution gewähren: Im Nachtest zeigt Kingdom Come sich von einer deutlich besseren Seite als zum Release. Nicht zuletzt, weil es die Spieler mit kostenlosen Inhalten beschenkt.

Hier geht's zum ursprünglichen Test von Kingdom Come: Deliverance

HD Update aktivieren: Wer sich Kingdom Come: Deliverance frisch bei Steam herunterlädt, muss unter Umständen ein bisschen herumfummeln, um die HD-Texturen zu aktivieren. Standardmäßig wird der neue DLC nämlich als »Installiert« angezeigt, er lässt sich im Spiel aber nicht aktivieren. Der Trick: In der Steam-Bibliothek das Häkchen bei »Installiert« kurz entfernen und wieder setzen. Dann saugt Steam die benötigten Daten.

Vom Stottern befreit?

Reden wir zuerst über die technischen Überarbeitungen. Im Februar war Deliverance ein ziemlicher Stammler. Und dieses Gestottere beschränkte sich nicht nur auf gelegentliche Sprünge in der Bildrate: Bei der deutschen Vertonung brachen regelmäßig die Sätze ab, selbst in den dramatischsten Sequenzen des Spiels. Doch höre da: Kein Bewohner Böhmens leidet seit den jüngsten Patches mehr unter derartigem Schluckauf.

Gelegentlich gibt's immer noch Einbrüche in der Bildrate. Zum Beispiel in dieser Situation hier. Gelegentlich gibt's immer noch Einbrüche in der Bildrate. Zum Beispiel in dieser Situation hier.

Im Hinblick auf die Framerate fallen die Verbesserungen ein wenig differenzierter aus. Es kommt immer noch ab und an zu Einbrüchen der Bildrate an bestimmten Punkten der Kampagne.

Beispielsweise in der Quest, wo Heinrich in Talmberg Wache schieben muss und im Regen herumläuft. Im eigentlichen Spielfluss haben die Ruckler allerdings schon zum Release eher selten gestört, viel nerviger waren Nachlade-»Freezes« und aufpoppende Texturen.

Hier packen die Patches 1.3 und 1.4 spürbar an. Egal, ob wir per Schnellreise nach Rattay warpen oder per pedes hinlatschen: Es kommt deutlich seltener zu »ungeladenen« Häuserfronten, fehlenden Zugbrücken oder grobmaschigen Wachmännern.

Die Atmosphäre von Kingdom Come: Deliverance wird kaum noch durch die Performance-Stolpereien der hechelnden Cryengine unterbrochen. Das gilt übrigens auch mit aktiviertem HD-Textur-DLC

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Kostenloses HD-Update

Apropos HD-DLC: Mit Patch 1.4 erhält das Spiel optional HD-Sound und -Grafik. Die verbesserten Texturen machen aus Deliverance zwar kein The Witcher 3 (allein schon wegen der hölzernen Gesichtsanimationen), aber die schärferen Details sorgen trotzdem für einen runderen Gesamteindruck. Wer beispielsweise auf ein Geflügelgatter schaut, erkennt jetzt das feinmaschige Flechtwerk, statt auf grobe Holzstreben zu starren. Sehr cool!

Mit HD-Paket Mit HD-Paket
Ohne HD-Paket Ohne HD-Paket

Alte und neue Texturen im Vergleich.

Auch an den Glitches wurde gefeilt: Vorbei sind die Zeiten, da unachtsame Pferde für alle Ewigkeit auf der Oberkante eines Zauns feststeckten. Hier und da findet man zwar nach wie vor Kollisionsprobleme - und Kühe, die schnurgerade in eine Wand rennen.

Es wurde auch nicht jede Quest gefixt, die Jagd nach Nachtigallen wird beispielsweise immer noch von Bugs geplagt. Doch wir reden hier insgesamt nicht länger von Häufigkeiten in einem abwertungsrelevanten Rahmen. Die Bug- und Performance-Fixes von Warhorse machen sich wirklich bemerkbar.

Und sie wirken sich auch spielmechanisch aus. Es gibt Dutzende kleine Überarbeitungen an der Schnittstelle von Technik und Spielgefühl. So wurden viele unlogische Merkwürdigkeiten entfernt: Beispielsweise steht der Bettler in der Wachdienst-Quest jetzt nicht mehr vor der Kirche, während ihm Büttel-Chef Nachtigall eine Standpauke hält, er solle gefälligst seine Position wechseln und vor der … Kirche betteln.

Kingdom Come Deliverance - HD-Texturen aus Patch 1.4 gegen Standard-Texturen im Grafikvergleich Video starten 2:14 Kingdom Come Deliverance - HD-Texturen aus Patch 1.4 gegen Standard-Texturen im Grafikvergleich

Wachen filzen Heinrich nun auch deutlich seltener, Kampf-Perks wurden überarbeitet, Quest-Bugs gefixt - all diese Dinge tragen zu einer stimmigeren Spielbalance in der offenen Welt bei. Außerdem stößt man auf neue Komfortfunktionen: Die Schnellreise läuft schneller ab, man kann mit einem einzigen Tastendruck schlafen und speichern. Unser Highlight ist aber mit Abstand die »Save & Exit«-Funktion.

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Größere inhaltliche Erweiterungen

Obwohl eine begrenzte Speicherfunktion durchaus ihren Reiz haben kann (denn Quicksaves vor jedem Schlösserknacken sind schließlich ein bisschen Cheaterei), gehörten die spärlichen Checkpoints zu den größeren Kritikpunkten in unserem Test. Wer mal eben weg vom Rechner musste, verlor regelmäßig einen ordentlichen Batzen Spielfortschritt, weil das letzte Savegame 35 Minuten her war.

Über nachladende Texturen sind wir im Nachtest selten gestolpert. Meist erstreckte sich die Landschaft scharf. Gut, in der Szene hier sehen wir auch besser, weil wir angetrunken sind. Über nachladende Texturen sind wir im Nachtest selten gestolpert. Meist erstreckte sich die Landschaft scharf. Gut, in der Szene hier sehen wir auch besser, weil wir angetrunken sind.

Seit Patch 1.3 gehört dieses Problem der Vergangenheit an. Wer möchte, kann beim Beenden des Spiels einen temporären Speicherstand anlegen, der beim erneuten Laden wieder gelöscht wird. So bleibt die Idee hinter den begrenzten Speicherschnäpsen erhalten, ohne an den falschen Stellen zu nerven.

Mit einer ähnlichen Philosophie wurde auch das Schlösserknacken getweaked: Das Minispiel bietet jetzt zusätzliche Orientierungspunkte, damit man beim Drehen des Schlosses gezielter den Cursor an der richtigen Stelle halten kann. Für das Gamepad hat Warhorse außerdem die Bedienung der Dietriche verbessert.

Verdiente Aufwertung?

Und »last but not least« enthält das Oster-Update noch ein kleines, aber feines Detail: Heinrich kann jetzt im Badehaus zusätzliche Bärte und Frisuren auswählen. So ein Feature wurde lustigerweise auch in Assassin's Creed: Origins per Patch nachgereicht. Kein Wunder, schließlich sind Holzfällerbärte im Millenial-Zeitalter voll im Trend.

Eine Handvoll Bärte und Frisuren sorgen für einen hübscheren Heinrich. Eine Handvoll Bärte und Frisuren sorgen für einen hübscheren Heinrich.

Zum Vergleich: Bärte und Frisuren in Assassin's Creed

Fassen wir also zusammen: Die Patches für Kingdom Come: Deliverance sorgen für eine stabilere Technik, bescheren dem Spiel (auf Wunsch) verbesserte Texturen und Audiospuren. Auf der inhaltlichen Ebene wurden viele Details und einige Mechaniken geglättet, sodass sich das Spielerlebnis runder anfühlt. Und mit dem überarbeiteten Speichersystem wird außerdem einer der größeren Kritikpunkte des GameStar-Tests zumindest stark abgeschwächt.

Klar, einige Baustellen verbleiben. Das Kampfsystem bedient sich immer noch recht unzuverlässig, die Faustkämpfe enthalten zu viele Glücksfaktoren, und an den Schwachstellen der Story ändert sich erwartungsgemäß ebenfalls nichts.

Außerdem gibt's nach wie vor einige Bugs. Für ein Open-World-Spiel halten die sich aber mittlerweile so sehr im Rahmen, dass wir nicht nur die Abwertung vom Tisch räumen, sondern im Hinblick auf all die Verbesserungen Kingdom Come: Deliverance mit drei Punkten Aufwertung versehen - und damit einen Gold-Award verleihen.

Mittlerweile kann man weitgehend ohne nervige Bugs die Spielwelt genießen. Mittlerweile kann man weitgehend ohne nervige Bugs die Spielwelt genießen.

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